30 Jahre Planetenweg


Auf die Idee, in Münchberg einen Planetenwanderweg zu errichten, kam Wilfried Kluge zunächst durch Gespräche mit Kindern des Arbeitskreises Astronomie der Stadtjugend Münchberg. Der Versuch, den Kindern die Größenverhältnisse des Planetensystems zu veranschaulichen, scheiterte immer wieder daran, dass das Planetenmodell zwar in der Größe der Objekte darzustellen war, die Entfernungen aus Platzmangel aber nicht.

Ende der 80er Jahre unterbreitete Wilfried Kluge dem damaligen Bürgermeister Fritz Gräbner und dem Stadtrat einen Modellplan im Maßstab 1:1 Milliarde. Dies hätte eine Modellsonne von 1,40 Metern Durchmesser und eine Weglänge bis zum Pluto von ca. 6 km bedeutet. Der Weg sollte, beginnend an der Scherdelsbrücke (Station für die Sonne), an der Bahnstrecke in Richtung Hof entlang bis Seulbitz (Station für Pluto) führen. Es hätte dann eine Möglichkeit zur Einkehr und anschließend zur Rückführung nach Münchberg per Bahn gegeben. Der Stadtrat stimmte zu und die ersten Sponsoren waren schon gewonnen, als die Grenzöffnung im November 1989 das Projekt vorerst stoppte. Die Stadt musste nun verständlicherweise andere Prioritäten setzen.

Im Jahre 1992 unternahm Wilfried Kluge einen zweiten Anlauf und stellte dem Stadtrat und dem neuen Bürgermeister Armin Hoffmann ein modifiziertes Modell vor. Er hatte sich nach einiger Überlegung dazu entschlossen, das Modell nochmals zu verkleinern, um es komplett im näheren Stadtgebiet unterzubringen. Das neue Modell passte im Maßstab 1:4 Milliarden genau auf den Weg zur Hinteren Höhe, der ja ständig von Spaziergängern frequentiert wird. Die 1,5 km lange Strecke ist leicht abzulaufen. Für Schulklassen ist es kein Problem, den Weg innerhalb einer Doppelstunde zu meistern. Aber auch für Senioren ist der Weg kein allzu großes Problem.

Durch die Maßstabsänderung wurden zwar die Modelle erheblich kleiner (Sonnendurchmesser: 35 cm), was aber der Anschaulichkeit kaum schadete.

Nachdem die ehem. Metallbaufirma Herzog in Helmbrechts die Schautafeln und Schaukästen gefertigt hatte und der Computerclub Münchberg für eine ansprechende grafische Darstellung gesorgt hatte, mussten die Stellplätze für die Schaukästen gefunden werden. Hinsichtlich der Entfernungstreue waren zwar kleine Kompromisse notwendig, nachdem aber zwei Kästen auf Privatgrund aufgestellt werden durften, war das Problem gelöst. Am 24.7.1994 wurde der Münchberger Planetenweg schließlich eingeweiht.

Der Planetenwanderweg beginnt an der Einmündung der Hinteren Höhe in die Theodor-Heuss-Straße und endet bei der Einmündung des Siebensternwegs in die Hintere Höhe bei Straas. Dieser Planetenwanderweg zeigt unser Planetensystem im Maßstab 1:4 Milliarden. Dies bedeutet: 1 Meter entspricht 4 Millionen Kilometer! Auf einer Länge von ca. 1500 Metern ist das Planetensystem in Größe und Entfernung richtig dargestellt. Die Benutzer (vor allem Schulklassen oder interessierte Gruppen) können die Größenverhältnisse im gesamten Planetenbereich - unserer kosmischen Heimat- anhand des Modells erlaufen. Das Modell ist innerhalb von 60 - 90 Minuten begehbar (inkl. Erläuterungen).

Station 1: Auf einer Infotafel wird auf das Größenverhältnis des Modellpfades hingewiesen. Dabei ruft es immer wieder Erstaunen hervor, wenn man darauf hinweist, dass jeder normale Schritt im üblichen Gehtempo ca. 13-facher Lichtgeschwindigkeit entspricht! Auf Bildern und Grafiken werden die physikalischen Daten der Sonne dargestellt. Daneben steht auf einer Pyramidensäule das 350 mm große Sonnenmodell.

Station 2: Innerhalb des Spielplatzes ist nach ca. 15 Metern das 1 mm große Modell des Merkur platziert.

Station 3: Ebenfalls auf dem Gelände des Spielplatzes befindet sich das 4 mm große Modell der Venus.

Station 4: Das Doppelplaneten-System Erde - Mond ist (38 Meter von der Sonne entfernt) in einem Privatgarten neben dem Spielplatz untergebracht. Das 1 mm große Mondmodell ist maßstabsgetreu ca. 9 cm von der 4 mm großen Erdkugel entfernt. Hier lässt sich sehr schön die Maßstäblichkeit überprüfen. Beim Blick zurück zur Sonne lässt sich bei ausgestrecktem Arm die Sonnenkugel mit dem kleinen Finger abdecken. Dies lässt sich bei Sonnenauf-, bzw. Sonnenuntergang in der Natur leicht nachvollziehen.

Um zum nächsten Modellkasten zu gelangen muss die Straße überquert werden!

Station 5: Das Marsmodell (57 Meter vom Sonnenmodell entfernt) ist 2 mm groß. Hier empfiehlt sich ein Hinweis auf den Vulkankegel "Olympus Mons", der mit 24 km Höhe fast drei Mal höher als der Mount Everest ist. Der Basisdurchmesser von 600 km entspricht der Distanz Münchberg - Hamburg.

Die bisherigen 4 Planeten haben alle eine feste Oberfläche. Die tatsächlichen Entfernungen dieser sog. "Inneren Planeten" lassen sich grob mit 50 Mio. km (Merkur), 100 Mio. km (Venus), 150 Mio. km (Erde) und 200. Mio km (Mars) leicht merken.

Wir verlassen nun bebautes Gebiet. Auf eine Station, die der Position der sog. Planetoiden entspräche, wurde verzichtet.

Station 6: Ca. 200 Meter von der Sonne entfernt stellt eine 36 mm große Kugel den größten Planeten Jupiter dar. Mit einem tatsächlichen Durchmesser von ca. 143 000 km ist der riesige Gasplanet immerhin elf Mal größer als die Erde.

Vorsicht: Auf dem Weg zur nächsten Station muss eine vielbefahrene Umgehungsstraße überquert werden!

Station 7: Fast die doppelte Sonnenentfernung wie Jupiter hat der ebenfalls gasförmige Ringplanet Saturn. Er wird dargestellt von einer 30 mm großen Kugel, umgeben von einem 72 mm im Durchmesser messenden Ring. Saturn war bis ins 18. Jahrhundert der äußerste sichtbare Planet.

Station 8: Gegenüber vom Seehotel befindet sich der Modellkasten für den 13 mm großen Uranus. Wir sind jetzt 730 Meter von der Sonne entfernt. Dieser erst 1781 von William Herschel entdeckte Planet ist (wie alle nachfolgenden Planeten) auch für gut ausgerüstete Amateurastronomen nur schwer am Nachthimmel zu finden.

Station 9: Nach 1130 Metern erreichen wir die Station für Neptun (11 mm). Der Kasten befindet sich auf Privatgrund hinter einem Zaun.

Station 10: Die Position des nur 1 mm großen Pluto ist ca. 1500 Meter vom Sonnenmodell entfernt und stellt den äußersten Posten des bekannten Planetensystems dar. Zusammen mit seinem etwa halb so großen Mond Charon müsste man eigentlich (wie beim Erde - Mond -System) von einem Doppelplanetensystem sprechen. Im Jahr 2006 hat man Pluto den Planetenstatus aberkannt – er wird als Kleinplanet geführt. Da aber Pluto eine Kugelform hat und fünf Monde um ihn kreisen, fällt es schwer, diese Entscheidung zu teilen.

Auf der anschließenden Infotafel wird dargestellt, dass man entlang dem 50. Breitengrad westwärts bis zum nächsten Modell eines Fixsterns (Proxima Centauri - 4 Lichtjahre entfernt) ca. 10 000 km (in Worten: zehntausend Kilometer!) gehen müsste. Modellhaft bedeutet dies: Suche eine ca. 30 cm große Kugel in der Stadt Vancouver in Kanada! Alternativ könnte man 10 000 km in östlicher Richtung in Wladiwostok suchen.

Nachdem die Stationen des Planetenwegs in diesem Sommer saniert wurden, konnte der Weg am 18. September 2024 im Rahmen einer kleinen Führung mit Wilfried Kluge wieder eröffnet werden. Vielen Dank an alle Beteiligten, die dazu beigetragen haben, dass Münchbergs Planetenweg wieder zu einer kleinen, lehrreichen Wanderung einlädt.